Fotos: Sabine Ismaier, Kurt Adler, Peter Ross
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Das Gasthaus Zur Linde im Erlanger Ortsteil Kriegenbrunn ist seit
Jahrzehnten bekannt für seine bodenständige fränkische Küche.
Insbesondere während der Kirchweih (bekanntlich die erste nach der
Bergkirchweih) pilgern viele Erlanger vor allem auch wegen der guten
Bratwürste in den äußersten Südwesten der Universitätsstadt. Die hier
gezapften Biere kamen zunächst aus der Klosterbrauerei im Nachbarort
Frauenaurach, später jahrzehntelang aus Vach und nach der Schließung der
dortigen Dorn Bräu aus Neuhaus/Pegnitz. Doch im Spätherbst 2009 wollte es
Metzgermeister Georg Rottner wissen und fasste nicht zuletzt auf Betreiben
seines Sohnes Michael den Entschluss, es doch einmal selbst mit einem Sud
Bier zu probieren.
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Am 16. November 2009 war es dann so weit. Die Familie Rottner holte sich mit
Kurt Adler und Peter Ross vom Verein zur Förderung der fränkischen
Braukultur fachkompetente Verstärkung ins Haus und gemeinsam wurden im
großen Wurstkessel 160 l dunkle Würze für ein typisch fränkisches,
hopfenbetontes Lagerbier gekocht. Auch die anschließende Vergärung und
Reifung fand in den Kühlräumen der Familie Rottner statt.
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Samstag, 19. Dezember 2009, war der Premierentag für das
neue Kriegenbrunner Linden-Bier. Zur Weihnachtsfeier der Kerwasburschen und
-madli wurde im Gasthaussaal das erste Fass von Kurt Adler angestochen. Alle
waren vom noch etwas jungen, hopfenbetonten Hausbräu begeistert, zu dem die
Küche der Familie Rottner Champignonschnitzel mit rohen Klößen und Salat
reichte. Nach dem Essen sorgte Tochter Monika für einen weiteren Höhepunkt
des Abends mit einer Beamershow u.a. über die Kriegenbrunner Kerwa 2009 und
die Teilnahme der Kriegenbrunner beim legendären Eltersdorfer
Kirchweihumzug im September vergangenen Jahres.
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Allen Beteiligten hat die Brauaktion (und der spätere Genuss des selbst
erzeugten Biers) so viel Freude gemacht, dass Kurt Adler und Peter Ross mit
ihren neuen Kriegenbrunner Freunden schon am 20. Februar 2010 zwei weitere
Sude (diesmal wohl ein Festbier oder einen zünftigen Maibock) im blitzblanken
Wurstkessel ansetzten. Da können sich die Kriegenbrunner Kirchweihaktiven
richtig genussvoll einstimmen, um gut trainiert in ihre 2010er Kirchweih zu
gehen, die von Freitag, 18. Juni, bis Montag, 21. Juni, dauern wird.
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Grundsteinlegung für das neue "Gedächtnis der
Stadt Erlangen"
Fotos: Sabine Ismaier
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Der östliche Flügel des sog. Museumswinkels
(D-Block/Luitpoldstraße 47) wird für etwa 6 Mio. Euro zum neuen
Stadtarchiv der Universitätsstadt umgebaut. Oberbürgermeister Dr.
Siegfried Balleis legte unter dem Beifall von über 100 Gästen aus Politik,
Verwaltung und Gesellschaft am Dienstag, 15. Dezember 2009, gemeinsam mit
Architektin Silke Fronemann vom städtischen Gebäudemanagement und
Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob dafür den Grundstein. Hierzu wurde die
Inschriften- und Materialienkartusche in den Kellerfußboden des im Jahre
1911 entstandenen Traktes einzementiert. In den kommenden 18 Monaten soll
das für die Medizintechnikfirma Reiniger, Gebbert & Schall geschaffene
Gebäude, heute ein bedeutendes Zeugnis der Erlanger Industriearchitektur,
umgebaut werden.
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Die im Jahre 1886 zusammengeführte Firma Reiniger, Gebbert
& Schall siedelte sich ab 1893 auf dem Gelände am östlichen Stadtrand
an. Ab 1925 musste sie aus wirtschaftlichen Gründen mit dem
Hauptkonkurrenten Siemens-Halske AG mehr und mehr zusammengehen, bis sie
1932 in den Siemens-Reiniger-Werken aufging. Ab 1969 hieß der
Unternehmensbereich des Weltkonzerns Siemens UB Med. und betrieb hier im
Keller des D-Blocks, der hauptsächlich als Lehrlingswerkstatt genutzt
wurde, eine Schreinerei. Der Siemens-Terminologie folgend war das damals
aber nicht der Keller, sondern der 1. Flur. Die Firma Siemens Medical
Solutions bzw. Siemens Healthcare (wie sie sich heute nennt) schenkte im
Jahr 2000 die Gebäude Ecke Gebbert- / Luitpoldstraße der Stadt Erlangen,
mit der Vorgabe - sehr vereinfacht gesagt - einer kulturellen Nutzung.
Deshalb wird hier auch das Siemens Med.-Archiv eine dauerhafte Bleibe finden.
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Nach Abschluss der Umbauarbeiten voraussichtlich im Jahr
2011 soll das Stadtarchiv als eine Art "Haus der Erlanger
Geschichte" mit Schwerpunkten bei der historischen und politischen
Bildung allen Altersgruppen und Schichten der Bevölkerung offen stehen. Und
wir hätten über die Grundsteinlegung am 15. Dezember 2009 nicht so
ausführlich berichtet, wenn das Archiv nicht auch der Hort vieler Dokumente
und Aufzeichnungen über die ruhmreiche Bierstadt- und Brauereigeschichte
Erlangens wäre.
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Hier nun exklusiv der Originaltext der Urkunde zur
Grundsteinlegung für das neue Stadtarchiv:
"Heute, am Dienstag den 15. Dezember 2009, wird bei sonnigem, aber
winterlich kaltem Wetter der Grundstein für das neue Stadtarchiv im D-Block
des sog. "Museumswinkels" gelegt. Bei diesem zusammen mit zwei
anderen Gebäuden von 1892 bis 1911 für die Medizintechnik-Firma Reiniger,
Gebbert & Schall errichteten Trakt, der später im Besitz von
Siemens-Reiniger bzw. Siemens UB Med war und im Jahre 2000 durch eine
Schenkung an die Stadt kam, handelt es sich heute um das bedeutendste
Zeugnis Erlanger Industriearchitektur vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der D-Block mit einer repräsentativen Außenfassade zur Luitpoldstraße hin
bietet mit einer Netto-Geschossfläche von insgesamt ca. 3.590 qm - davon
258 qm für Öffentlichkeitsarbeit, 1.492 qm Magazin- und Sammlungsflächen,
215 qm Büros und 115 qm Sonderräume - Platz für das bisherige, auf fünf
Standorte verteilte, etwa 5,5 Regalkilometer oder ca. 55 Millionen Blatt
beschriebenen Papiers umfassende "Gedächtnis der Stadt Erlangen",
das bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht. Zur schriftlichen
Überlieferung kommen rund 4.200 historische Karten und Pläne, 15.000
Urkunden, 3.400 Münzen und Medaillen, über 15.000 Graphiken von Erlanger
Künstlern alleine aus der Zeit seit 1850, über 1 Million Fotografien, eine
mehr als 30.000 Bände umfassende wissenschaftliche Bibliothek und vieles
mehr. Auch nach Übernahme der in der Stadtverwaltung wartenden Bestände
und einiger Vereinsarchive gibt es noch Zuwachsmöglichkeiten für
schätzungsweise 20 Jahre.
Abgesehen von der Übernahme, Ordnung und Nutzbarmachung von städtischem
Schriftgut und sonstigen Unterlagen sowie der Betreuung der Benutzer -
Beratung, die Beantwortung von Anfragen, Recherchen, Ausleihe von Akten an
die Verwaltung oder für Ausstellungen -, führt das Archiv die
Stadtchronik, dokumentiert fotografisch Veränderungen im Stadtbild,
beteiligt sich als Pilotamt bei der Einführung eines neuen
Dokumenten-Management-Systems und ist inzwischen führend in der Erforschung
und Vermittlung der Stadt- und Regionalgeschichte durch Publikationen,
Vorträge und Führungen.
Insgesamt ist das Archiv durch seinen Auftrag zur Bewahrung der historischen
Bestände, zur Auswahl der archivwürdigen Unterlagen aus der heutigen
Schriftgutproduktion und durch seine Beteiligung an der Einführung
langfristig nutzbarer elektronischer Medien die Schnittstelle zwischen
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für dieses umfassende
Aufgabenspektrum enthält das Gebäude neben den Büros für die zur Zeit
acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (zuzüglich zwei halbe Stellen
Verwaltung und Vorzimmer) sowie Räumen für Vorsortierung und andere
spezielle Archivarbeiten einen etwa 140 qm großen Lesesaal, der auch für
Vorträge und Ausstellungen genutzt werden kann.
Nach seiner Fertigstellung voraussichtlich Anfang 2011 soll das neue
Gebäude nicht einfach nur als "Aktenspeicher" dienen, sondern als
eine Art "Haus der Erlanger Geschichte" mit Schwerpunkten bei der
historischen und politischen Bildung offen stehen für alle Altersgruppen
und Schichten der Bevölkerung: für Schüler, Studenten und Senioren ebenso
wie für die Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Vereine und alle an der
Geschichte der Stadt und der Region Interessierten.
Nach schwierigen, von Provisorien und konservatorischen Problemen geprägten
Jahren, und in durch die weltweite Wirtschaftskrise als Folge der
Bankenkrise zusätzlich erschwerten Zeiten, ist der Umbau des Gebäudes zum
Stadtarchiv nur dank der nachhaltigen Unterstützung zahlreicher Personen
aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft über eine Reihe von Jahren hinweg
möglich geworden. Nachdem am 30.11.2006 der Grundsatzbeschluss des
Stadtrats gefasst wurde, begann im April 2007 die Planung, am 17.04.2008
wurde der Entwurf durch den BWA beschlossen, am 17.08.2009 war der
Baubeginn. Alle am Archivbau aktiv oder als Unterstützer Beteiligten
wünschen dem Stadtarchiv, dass es sich weiter als lebendiges
"Gedächtnis" der Stadt entwickelt, und durch sein Wachstum in
Zukunft die Vergangenheit Erlangens immer weiter erschließt und in der
Öffentlichkeit vermittelt. Ferner, dass es von inneren und äußeren
Unglücksfällen und Katastrophen verschont bleibt.
Nach altem Brauch enthält der Grundstein neben Tageszeitungen, Münzen,
einem Satz Genehmigungspläne, einem modernen Speichermedium und einer
Urkunde auch eine kurze Beschreibung des heutigen Erlangen und die Namen der
Verantwortlichen: Erlangen ist geprägt durch die
Friedrich-Alexander-Universität, die Siemens AG und zahlreiche mit
Medizintechnik und medizinischer Dienstleistung befasste Firmen. Nach Jahren
des Wachstums hat die Stadt gegenwärtig etwa 105.000 Einwohner und über
96.000 Arbeitsplätze. Hier leben Menschen aus 137 Nationen und zahlreichen
Religionen, darunter evangelisch-lutherische, evangelisch-reformierte und
katholische Christen, Juden und Muslime.
Dr. Siegfried Balleis ist der Oberbürgermeister, Dr. Dieter Rossmeissl der
Kulturreferent. Die Leitung des für den Umbau verantwortlichen
Gebäudemanagements Erlangen (GME) hat Wolfgang Kirschner, die Architekten
sind Johannes Tuczek und Silke Fronemann. Leiter des Stadtarchivs und
Stadtarchivar ist Dr. Andreas Jakob."
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Historisches Wirtshausschild vom "Roten Ochs" im
Steinbach-Brauereimuseum
Fotos: Sabine Ismaier
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Eines der schönsten historischen Wirtshausschilder
Erlangens fand im Dezember 2009 im Gewaltschen Biermuseum an der
Vierzigmannstraße als Dauerleihgabe eine neue Heimat: das Zeichen vom
Gasthof "Roter Ochs", der sich von 1718 bis 1956 im 1688 erbauten
Anwesen Hauptstraße 24 (Erlanger Neustadt, heute Brillen Amberg) befand.
Nachdem der Anfang des 18. Jahrhunderts gefertigte kunstvoll geschmiedete
Ausleger nach seiner Restaurierung 1994 nicht mehr an seinen angestammten
Platz zurückkehren konnte, wurde das Schild (der rote Ochse in einem
grünen Laubkranz) nun im ehemaligen Gärkeller der 1995 wiedereröffneten
Brauerei Steinbach aufgehängt. In Zeiten, in denen Straßen weder Namen
noch Hausnummern hatten und viele Menschen überdies nicht lesen konnten,
bezeichneten die teils sehr phantasievollen Schilder vom Landesherrn
privilegierte Gasthäuser, in denen Reisende sicher absteigen konnten.
Ab 21. Dezember 2009 fand im Rahmen einer kleinen Feier mit Frau Margarete
Förtsch (Jahrgang 1926 - die eloquente und resolute Wirtstochter ist ihr
heute noch anzumerken), Herrn Stadtrat Hermann Gumbmann, Breitensportpapst
Egon von Stephani sowie weiteren Mitgliedern der Familien Gewalt und
Förtsch die feierliche Enthüllung statt. Stadtarchivar Dr. Andreas Jakob
berichtete aus der Geschichte des Gasthofs, der zeitweise auch Zunftherberge
der Schuster und Knopfmacher war. Anschließend erzählte der Chef des
Hotels Luise Klaus Förtsch, dessen Urgroß- und Großvater den
"Ochsen" führten, Anekdoten aus dem Wirtshausleben früherer
Zeiten. Damals waren die Sitten noch strenger, sodass man als Gastwirt
leicht wegen Hinterziehung der Fremdenverkehrsabgabe oder des Vorwurfs der
Kuppelei (wenn beispielsweise ein nicht verheiratetes Paar in einem Zimmer
eingemietet worden war) Probleme mit der Polizei bekam.
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Steinbach-Seniorchef Dieter Gewalt bezeichnete die
Dauerleihgabe, die nicht im eigentlichen Museum hängt, sondern den
Kellerbereich der Gasthausbrauerei schmückt (der Raum mit dem Schall
verstärkenden Gewölbe wird wohl bald nur noch Ochsenkeller heißen) als
"weiteren wichtigen Stein für das Wachsen und Werden des Erlanger
Brauereimuseums".
Klaus Förtsch überraschte die Brauerfamilie dann noch mit einer weiteren
Leihgabe. Er überreichte ein amtliches Preisschild von der Erlanger
Bergkirchweih 1967, als die Maß Festmärzen je nach Bedienungs- und
Musiksituation noch zwischen 1,90 DM und 2,30 DM kostete.
Anschließend folgte der gemütliche Teil mit Storchenbier, dem dunklen
Steinbachschen Weihnachtsbock Sündikuss (bestach durch sein angenehm mildes
Raucharoma) und gebratener Gänsebrust. Der kurzweilige Abend bescherte vor
allem auch Frau Marga Förtsch die äußerst angenehme Gelegenheit, wieder
einmal längst verschüttet geglaubte Erinnerungen an ihr elterliches
Gasthaus mit rohen Klößen aus dem Waschkessel, Gemüse aus dem eigenen
Garten, Kitzmannbier vom Fass, Stangeneis und Resenschecklimonaden
hervorzukramen.
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Heuer schon zum vierten Mal veranstalteten die Macher von
"Berg Event" Thomas und Axel Fischer (seit etwa 10 Jahren zur
Bergkirchweih Betreiber des Erich Kellers unter wechselnden Festwirten) am
Mittwoch, 23. Dezember 2009, ihr abendliches "Schneegrillen". Das
gemütliche Beisammensein bei Bier, Glühwein (!) und Bratwürsten lockte
bei Temperaturen um den Gefrierpunkt rund 100 Leute in das Scheinwerferlicht
unter dem Erichtürmchen. Die Bergfans, Kellner, Musiker und Freunde aus dem
Umfeld von Thomas und Axel Fischer stimmten sich auf diese besondere Art
weihnachtlich ein und ließen in ihren Unterhaltungen das zur Neige gehende
Jahr Revue passieren. Einzig Schnee lag beim "Schneegrillen" noch
nicht; bekanntlich ließ der liebe Gott es erst einige Tage später schneien
und dann die weiße Pracht außergewöhnlich lange bis weit in den Februar
hinein liegen …!
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